Warum hier nichts zu “Israel” steht (September 2014)

1. Weil ich es für Anmaßung halte, Israel etwas vorzuschreiben.
2. Weil ich es für Anmaßung halte, den Palestinensern in Gaza und der Westbank etwas vorzuschreiben.
3. Weil es im momentanen hysterischen Klima beinahe unmöglich ist, noch etwas Sinnvolles zu “Israel” zu äußern.
4. Weil die unterschiedlichen Ansichten zu “Israel” sogar die engsten Freundschaften gefährden, ohne dass es der gequälten Region den Frieden einen Deut näher brächte.
5. Weil ich das sehr starke Gefühl habe, dass zu diesem Thema lauter Menschen glauben, den Mund aufmachen und Aufmerksamkeit beanspruchen zu dürfen, die nicht mal sagen könnten, wie ihr Außenminister heißt.
6. Weil ich nicht zu diesen Menschen gehören möchte.

Deshalb steht hier nichts zu “Israel”.
Ich sage nichts über “Israel”, wenn ich hier anmerke, dass Individuen, die Israel Völkermord vorwerfen und die Israelis mit den Deutschen während der Nazizeit vergleichen, eigentlich vor Gericht gehören. Denn das entspricht einer Verharmlosung des Völkermordes, die strafrechtliche Konsequenzen fordert. Davon bin ich fest überzeugt. Darüber hinaus: Kriege als Genozid zu bezeichnen heißt auch wenn man entsetzt und empört ist, weder vor den Opfern von Völkermorden noch vor denen des Krieges Respekt zu wahren: sind Kriegstote weniger zu betrauern als Opfer eines Genozids? Ein Völkermord ist nicht “Krieg” – er ist Mord an einer ganzen ethnischen, religiösen, kulturellen Gruppe. Diese Unterschiede zu verwischen, nützt weder den Opfern des einen noch des anderen. Aber es verharmlost den Genozid auf unerträgliche Weise.

Und es führt zu der Frage, warum diese Verharmlosung?

Wenn – und wieder äußere ich mich nicht im Geringsten zu “Israel” – Deutsche derlei von sich geben, regt sich bei mir immer der Verdacht, a) sie wollen die Verbrechen ihrer Vorfahren damit nachträglich rechtfertigen, oder b) sie bedauern insgeheim, dass der tatsächliche Völkermord, den ihre Vorfahren verübt haben, nicht zur Gänze erfolgreich war.

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Oh, und dann gibt es natürlich auch noch die, die es einfach genießen, moralische Entrüstung im Kollektiv zu empfinden. Ist doch fast so schön wie im Kino heulen können! Dafür geht man auch schonmal mit Volksverhetzern auf die Straße.

So. Kein Wort zu Israel. Wie versprochen.

P.S. Dass Krieg böse ist und jeder Tote einer zuviel, ist einerseits entsetzlich richtig, andererseits so oft geäußert worden, dass ich geneigt bin, das zwanghafte Wiederholen dieser unbestreitbaren Wahrheit nicht mehr mitzumachen. Wer’s bis jetzt nicht kapiert hat, kapiert’s auch nicht mehr, wenn wir anderen es uns auf die Stirn tätowieren.

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