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Bildergalerie

Über den Wandel der Fotografie. Eine Betrachtung von 2004

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Impressum

Die Kapitel:

1. Fotografie: Dokumentation, Kontrolle, Kunst

2. Zeigt eine TIFF-Datei dasselbe wie ein Dia?

3. Wird die alte Fotografie aussterben?

4. Digitalfotografie und die Veränderungen der Fotografie
(in Arbeit)




Worum es hier geht:



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Bahnhof


1. Fotografie: Dokumentation, Kontrolle, Kunst

Fotografie ist eine Möglichkeit, die Eingriffe des Menschen in seine Umgebung zu dokumentieren - die immer schnellere selbst geschaffene Veränderung seiner Lebenswelt sichtbar zu machen. Dabei ist Fotografie selbst ein wichtiger Bestandteil dieses Wandels.

Stadt im Wandel

Seit etwa 150 Jahren besteht die Möglichkeit, Abbildungen anzufertigen, die gewissermaßen vom Licht geschrieben werden.

Die vielen Hobby- und Familienbilder, die Dominanz der Fotografie in der Werbung, sie lassen fast vergessen, dass das technische Medium Fotografie die Entwicklung der modernen Welt, der Industrialisierung und der Kontrolle, nicht nur begleitend dokumentiert, sondern mit ermöglicht hat - hätten doch ohne Fotografie Wissenschaft, Ingenieurwesen, Medizin ein Instrument der Kontrolle und der Dokumentation gefehlt, das zahllosen Entwicklungen zugrunde liegt. Ein anderer großer Bereich, in dem Fotografie eine wichtige Rolle spielt, ist die Kriminalistik - von den ersten Verbrecherfotos, die angefertigt wurden, um Straftäter leichter identifizieren zu können (interessanterweise politische Delinquenten, die Aufständischen des Pariser Mai) bis zum Passbild im fälschungssicheren Personalausweis von heute zieht sich die Doppelhelix der Paranoia und des technischen Fortschritts. Auch hier wieder: Dokumentation und Kontrolle.

Die Kunst war zeitlich gesehen die letzte Bastion, die die Fotografie genommen hat, nämlich erst in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Erst seit dieser Zeit gilt es als angemessen, Abzüge zu signieren wie ein Gemälde, kaufen Museen die Fotografien großer Meister, jongliert die gebildete Öffentlichkeit (beinahe) ebenso selbstverständlich mit Namen von Fotografen wie jenen von Malern, werden Fotografien von Kennern und Spekulanten wie andere Werke der bildenden Kunst gesammelt.

 Bildende Kunst


Zwischen der Malerei und der (künstlerischen) Fotografie gibt es jedoch Zusammenhänge, die teils noch vor die Erfindung der Fotografie zurückreichen, wenn wir an die Laterna magica denken, einen Projektionsapparat, der Malern das "Zeichnen nach der Natur", das perspektivische Zeichnen, erleichtern sollte. Man Ray wird der Satz zugeschrieben "was ich nicht malen will, das will ich fotografieren". Nicht ohne, dass ironische Stimmen das erste "will" durch ein "kann" ersetzt hätten. Der Sohn des Malers und Bauhaus-Professors Lyonel Feininger, Andreas, wurde nach der Emigration der Familie in die USA als Fotograf berühmt. Auch Pablo Picasso hat fotografiert - zur Vorbereitung auf Gemälde, aber auch als eigenständiges Werk. Seine Aufnahmen werden nicht so gerne ausgestellt wie seine Gemälde, was ein Indiz dafür sein könnte (aber nicht sein muss), dass der geniale Maler kein ebenso guter Fotograf war.

Ein Teilbereich der wissenschaftlichen Forschung ist jener der historischen Dokumentation. Niemand weiß, wie Karl der Große ausgesehen hat, aber alle kennen die Gesichter Stalins oder Gandhis. Je näher ans Heute eine historische Begebenheit jedoch rückt, desto geringer wird der historiographische Anspruch an das Bild.

Leo Trotzki 1932

Lew Davidowitsch Trotzkij bei einem Vortrag über die Russische Revolution vor dänischen Studenten, 27. November 1932, fotografiert von Robert Capa


Erst der zeitliche Abstand adelt manche Bilder zum geschichtlichen Zeugnis. So sind vielleicht die einzigen Anwender der Fotografie, die selber nicht photographieren, die Historiker und die Ethnologen. Sie als einzige bedienen sich der Fotografien, die andere anfertigten - meist (aber nicht immer) ohne zu ahnen, dass sie später einmal eine wissenschaftliche Bedeutung erlangen würden. Historiographie und Fotografie üben große Anziehungskraft aufeinander aus.



Der erste Krieg, der fotografisch dokumentiert wurde, war der Krimkrieg. Kriege waren und sind überhaupt die Großereignisse, die Fotografen anziehen wie das Licht die Motten.
D-Day: Landung der Alliierten in der Normandie

Ein weiteres Foto von Robert Capa: knapp 12 Jahre später fotografiert er den D-Day - die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944


Wieder spielt die Fotografie zwei Rollen gleichzeitig. Sie dokumentiert, bezeugt Geschehenes, klärt auf. Und sie ergreift Partei, oft sogar ungewollt, indem sie bestimmte Greuel und Leiden zeigt, andere jedoch nicht und die Aufmerksamkeit damit zwangsläufig von diesen ab- und zu jenen hinlenkt. "Den Fokus auf etwas richten". Im Krieg werden Kameras Waffen an der Legitimationsfront.

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